Des US-Steuerzahlers Freud ist aktuell des Goldinvestors Leid
Marktkommentar Michael Blumenroth – 08.12.2017
Wöchentlicher Marktbericht
Erstaunlich schnell kam es in den vergangenen beiden Wochen zu Fortschritten hinsichtlich der beabsichtigten US-Steuerreform. Die meisten Marktbeobachter erwarten nun, dass es sogar bis Weihnachten möglich sein könnte, dass diese Steuerreform in Gesetzestextform gegossen wird. Warum interessiert uns das an den Märkten so sehr? Kurzfristig könnte diese Steuerreform für einen kleinen Boom in den USA sorgen. Dies zusammengenommen mit der Tatsache, dass sich die Verschuldung in den USA in der nahen Zukunft bedingt durch geringere Steuereinnahmen deutlich erhöhen sollte, so dass die USA mittelfristig höhere Zinsen für ihre Staatsanleihen bieten müssen, sollte laut Lehrbuchmeinung vorübergehend zu einem festeren Kurs des US-Dollar führen.
Auf mittlere Sicht könnten dadurch dann aber auch die Inflationserwartungen steigen, was dem Goldpreis wieder helfen könnte.
Und, wie wir wissen, sind höhere US-Zinsen und ein festerer Kurs des US-Dollar der natürliche ‚Feind‘ des Goldpreises. So kam es denn auch, wie es kommen musste: Der Goldpreis geriet unter Druck.
Handelte Gold am Freitag vor zwei Wochen noch bei 1.291 US$/Unze, so kletterte es dann zwar zunächst am Montag, dem 27.11., noch einmal auf 1.299 US$/Unze und hatte die Marke von 1.300 US$/Unze in Sichtweite. Allerdings ging es seitdem tendenziell und Schritt für Schritt südwärts. Und zwar bis auf ein Viermonatstief bei 1.244 US$/Unze gestern Abend. Hauptgrund hierfür ist meiner Ansicht nach der Anstieg der Marktzinsen/Renditen der kurzlaufenden US-Staatsanleihen. Die Investoren glauben immer mehr daran, dass die Fed auch in 2018 weiter an der Zinsschraube drehen wird. Aktuell handelt Gold in US-Dollar betrachtet bei 1.249 US$/Unze.
Der schwächere Kurs des Goldes gegen US-Dollar betrachtet blieb naturgemäß nicht ohne Einfluss auf den Preis des Xetra-Gold. Von 35,05 €/Gramm am vorvergangenen Freitag legte der Xetra-Goldpreis bis auf 35,15 €/Gramm am Mittwoch, dem 29.11., zu (zufälligerweise genau zum zehnjährigen Geburtstag des Xetra-Goldes), bevor er sich danach auch nach unten orientierte und bis auf 34,15 €/Gramm gestern Abend fiel. Aktuell notiert er um die 34,20 €/Gramm.
In der nächsten Woche stehen sowohl eine Sitzung des US-Notenbank (Mittwochabend) und der EZB (Donnerstagmittag) auf der Agenda. Gespannt erwarten Marktteilnehmer hier Hinweise auf die Prognosen der Notenbanken, was die Geldpolitik im Jahre 2018 anbelangt.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames Wochenende und vielleicht ein paar heiße Glühwein passend zum kalten Wetter.