Der Goldpreis springt zeitweilig auf Sechs-Jahres-Hochs
Marktkommentar Michael Blumenroth – 28.06.2019
Wöchentlicher Marktbericht
Kaum bin ich mal ein paar wenige Tage nicht im Office, schießt der Goldpreis durch die Decke. Gründe dafür gibt es einige:
- Die Suche nach sicheren Häfen: Auch wenn in den vergangenen Tagen der Optimismus hinsichtlich eines Burgfriedens im Handelskonflikt zwischen den USA und China zugenommen hat, so teilen viele Marktbeobachter diesen Optimismus (noch) nicht. Schließlich hat Donald Trump ja mittlerweile richtig Gefallen daran gefunden, sein Lieblingsspielzeug namens „Zölle“ einzusetzen. Im Blickpunkt steht nun das Treffen der Präsidenten Trump und Xi morgen früh in Osaka.
- Mit der vorübergehenden Eskalation der vergangenen Woche im Streit zwischen den USA und dem Iran rückte auch das Pulverfass ‚Naher Osten‘ wieder zurück in den Fokus der Anleger. Auch wenn beide Seiten an einer weiteren Eskalation kein Interesse haben sollten, so gehen viele Anleger doch eher auf Nummer sicher.
- Die Verschiebungen von Kapital in sichere Häfen ließen sich auch an den steigenden Kursen der als sicher betrachteten Staatsanleihen ablesen. So fielen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf ein Rekordtief von -0,336 Prozent (wohlgemerkt minus!). Auch die Renditen/Marktzinsen der US-Treasuries setzten auf neue zyklische Tiefs zurück.
- Dies wurde natürlich auch unterstützt durch Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi und Fed-Chef Jerome Powell, die weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen in Aussicht stellten. Hier gilt: Je niedriger die Leitzinsen oder die Renditen der Staatsanleihen, desto höher ist normalerweise der Goldpreis.
- Mit den sinkenden Renditen in den USA und der Erwartung unter Marktteilnehmern, dass die US-Notenbank in diesem Jahr zwei- oder dreimal die Leitzinsen senken könnte, handelte auch der US-Dollar schwächer, was – wie meistens – dem Goldpreis ebenfalls zuträglich war.
- Über die vergangenen Jahre hinweg war der Goldpreis öfter an der Widerstandszone bei 1.360 $/Unze bis 1.380 $/Unze gescheitert. Charttechnisch gesehen war zu erwarten, dass es beim Durchbruch dieser Widerstandszone zu Anschlusskäufen kommen könnte.
Goldpreis mit 100 US$ Gewinn in zweieinhalb Wochen
In US-Dollar betrachtet handelte das Gold am Freitagvormittag vorvergangener Woche bei 1.355 $/Unze. Zum oben erwähnten Ausbruch über die Widerstandzone hinweg kam es am Donnerstag, dem 20. Juni, als Gold erstmals wieder über 1.380 $/Unze handelte. Ehemaliger Widerstand wird zur Unterstützung: Seitdem hat Gold nicht wieder unter dieser Marke gehandelt. Im Gegenteil: Am Dienstag dieser Woche wurde ein neues Sechs-Jahres-Hoch bei 1.439 $/Unze markiert – ein Gewinn von 100 $ in zweieinhalb Wochen. Mit einer Zunahme der Risikofreude (aufgrund von Hoffnungen auf einen Burgfrieden im Handelsstreit USA-China) kam der Goldpreis kurzfristig noch einmal unter Druck und sank gestern bis auf 1.398,50 $/Unze. Heute Nacht wurde Gold aber wieder um die 1.425 $/Unze gehandelt und wird aktuell bei 1.417 $/Unze umgesetzt.
Xetra-Gold folgt dem Beispiel von Gold in US-Dollar
Xetra-Gold konnte somit ebenfalls auf ein Sechs-Jahres-Hoch zulegen. Von 38,65 €/Gramm am vorvergangenen Freitag ging es zunächst gen Süden auf 38,20 €/Gramm am Montag, dem 17. Juni. Seitdem folgte es aber dem Goldpreis in US-Dollar auf dem Weg nach oben und hüpfte am Dienstag dieser Woche auf 40,55 €/Gramm – ein neues Sechs-Jahres-Hoch. Aktuell stehen wir bei 40,10 €/Gramm.
Handelsstreit weiter im Fokus
Gebannt warten die Märkte auf den Ausgang des morgigen Treffens zwischen den USA und China am Rande des G20-Gipfels. Sollte es wider Erwarten zu einer schnellen Lösung kommen, könnte dies den Goldpreis kurzfristig unter Druck setzen. Sollte sich der Konflikt jedoch über den Sommer hinziehen, dann könnte Gold weiter als sicherer Hafen gefragt sein.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames, sonniges Wochenende. Bleiben Sie auch bei 39 Grad cool. Und denjenigen, die in die Sommerferien starten, wünsche ich einen schönen Urlaub!