Das Damoklesschwert namens Zinserhöhung in den USA
Marktkommentar Michael Blumenroth – 02.09.2016
Wöchentlicher Marktbericht
Ähnlich wie die vergangene Woche war auch die bald abgelaufene Woche nicht die allerglücklichste für Edelmetalle; dies kann sich heute Nachmittag jedoch noch ändern. Mehr dazu weiter unten.
Heute vor einer Woche hatten wir gespannt auf die Rede von Janet Yellen beim Kolloquium in Jackson Hole gewartet. Diese fiel dann gewohnt ambivalent – böse gestimmte Naturen würden es ‚schwammig‘ nennen – aus. Die Fed sieht die Wirtschaft in einer besseren Lage als in den vergangenen Monaten. Aber auf irgendeine konkrete Aussage zum Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung warteten die Marktbeobachter mal wieder vergeblich. Yellens Rede schickte den Goldpreis von 1.325 US$/Unze zunächst auf Talfahrt gen 1.320 US$/Unze, bevor die Gegenbewegung für das Tageshoch bei 1.342 US$/Unze sorgte – da sich die Vorsitzende der US-Notenbank ja nicht konkret auf Zinserhöhungen festgelegt hatte.
Anders dann wenige Stunden später, als ihr Vize Stanley Fischer in einem TV-Interview die beiden Fragen, ob die Fed eventuell im September bereits die Zinsen erhöhen würde und ob es dann gar zwei Erhöhungen in diesem Jahr geben könne, jeweils mit ‚Ja‘ beantwortete. Dies erwischte die Märkte an einem Freitagabend vor dem langen Wochenende in Großbritannien komplett auf dem falschen Fuß. Der US-Dollar bekam Flügel, was für gewöhnlich kein günstiges Umfeld für den Goldpreis ist. So auch diesmal.
Beendete Gold die Woche noch knapp über 1.320 US$/Unze, so ging es im Verlaufe der Woche immer weiter abwärts bis auf das Wochentief bei 1.303 US$/Unze gestern – den niedrigsten Stand seit circa zwei Monaten. Nach schwachen Konjunkturdaten aus den USA gestern Nachmittag konnte sich das edelste aller Metalle dann aber auf 1.316 US$/Unze bzw. aktuell 1.312 US$/Unze erholen.
Der US-Dollar legte seit dem vergangenen Freitag auch gegen den Euro ordentlich zu, so dass die Verluste für Xetra-Gold-Anleger geringer ausfallen. Von 37,75 €/Gramm heute vor einer Woche setzte es zurück auf 37,64 €/Gramm gestern im Wochentief, bzw. auf aktuelle 37,71 €/Gramm. Also eher marginal.
Selten sind die US-Arbeitsmarktdaten mit solcher Spannung erwartet worden wie heute. Fallen diese sehr schlecht aus, hat sich eine Zinserhöhung der US-Notenbank im September wohl erledigt, was den US-Dollar abstürzen und den Goldpreis steigen lassen könnte. Fallen diese sehr gut aus, könnte es für den US-Dollar ein starker Nachmittag und für Gold ein eher schwierigerer werden. Der Markt dürfte dabei noch etwas dünner als sonst sein, da am Montag sowohl in den USA als auch in Kanada die Märkte wegen eines Feiertags geschlossen sein werden.
Aufgrund eines Termins nächsten Freitag erscheint dieser Marktkommentar dann einen Tag früher, nämlich am Donnerstag.
Allen Lesern und Leserinnen wünsche ich ein schönes, spätsommerlich-sonniges Wochenende.