Beflügelt die indische Hochzeitssaison die Goldnachfrage?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 10.10.2017
Während China das Land mit der weltweit größten Goldnachfrage ist, wird in Indien mehr Goldschmuck als in irgendeinem anderen Land der Erde gekauft. Die wichtigsten Anlässe zum Goldschmuckerwerb sind die Hochzeiten, die in Indien nicht nur besonders prunkvoll, sondern auch primär in einer bestimmten Jahreszeit, den Herbstmonaten, gefeiert werden.
Die sogenannte indische Hochzeitssaison ruft jedes Jahr zuverlässig Spekulanten auf den Plan, die von dem kurzzeitigen Momentum für die Goldnachfrage profitieren wollen. Anleger, die auf diesen Zug aufspringen wollen, sollten sich allerdings vor Augen halten, dass die Goldnachfrage von sehr vielen Faktoren abhängt. Da die globale Entwicklung der Leitzinsen zurzeit recht überschaubar ist, sind es momentan vor allem geopolitische Faktoren: Wie wird sich die Krise zwischen Nordkorea und den USA entwickeln, wie die Unabhängigkeitsbestrebungen der katalonischen Separatisten gegenüber Spanien? Bei einer Lösung oder Beruhigung dieser Krisen könnte die Goldnachfrage sinken, was den Nachfrageschub durch die indische Hochzeitssaison neutralisieren oder sogar überkompensieren würde.
Außerdem sprechen viele Anzeichen dafür, dass der Anstieg der Goldnachfrage zur diesjährigen Hochzeitssaison schwächer ausfallen könnte als sonst, da sich viele Inder noch rechtzeitig vor Inkrafttreten der großen indischen Steuerreform zum 1. Juli 2017 und der damit verbundenen Steuererhöhung für Goldprodukte mit Goldschmuck eingedeckt haben. Dafür spricht auch das enorme Nachfrageplus von 41 Prozent für Goldschmuck im zweiten Quartal 2017 in Indien gegenüber dem Vorjahr. Weltweit waren es laut dem World Gold Council in diesem Zeitraum nur 8 Prozent. Die Spekulation auf einen höheren Goldpreis durch die indische Hochzeitssaison ist also alles andere als eine sichere Bank.