Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Marktkommentar Michael Blumenroth – 02.02.2024
Wöchentlicher Marktbericht
Im Großen und Ganzen ereignete sich der entscheidende Datenpunkt dieser Woche und möglicherweise auch des gesamten Januars 2024 am Mittwochabend, nämlich die Sitzung der US-Notenbank Fed. Schließlich durchflutet die Marktbeobachter bei kaum einer anderen Frage so viel Adrenalin wie bei den Diskussionen darüber, wann die Fed in diesem Jahr die Zinswende vollziehen und sie diese anschließend in welchem Tempo vorantreiben wird.
Fed: Zinssenkung im März unwahrscheinlich
Im Vorfeld der Sitzung hatten viele Marktakteure den Einstieg in den Lockerungszyklus bereits für das nächste Treffen am 20. März „verortet“. Das war schon immer eine recht sportliche Überlegung und ein meiner Ansicht nach unwahrscheinliches Szenario gewesen. Dies sieht auch die Fed selbst so: Zwar deuteten die Währungshüter in ihrer Erklärung bzw. Gouverneur Jerome Powell im Rahmen der anschließenden Pressekonferenz an, dass der Zinshöhepunkt erreicht sei und Zinssenkungen in diesem Jahr auch wegen der sinkenden Inflation wahrscheinlich seien. Allerdings hält Powell einen ersten Zinsschritt im März für unwahrscheinlich. Powell wörtlich auf eine entsprechende Frage hin: “Auf der Grundlage der heutigen Sitzung würde ich Ihnen sagen, dass ich es für unwahrscheinlich halte, dass der Ausschuss bis zur März-Sitzung ein gewisses Maß an Zuversicht erreichen wird, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung zwei Prozent bewegt”. Powell räumte jedoch ein, dass weiter sinkende Inflationsraten bis zur Sitzung am 20. März den Zeitrahmen nach vorne verschieben könnten – und hielt damit die Tür für eine Zinssenkung im März weiterhin einen Spalt breit offen.
Flucht in sichere Häfen
An der Wall Street fiel der S&P 500 im Anschluss an die Sitzung um 1,6 Prozent, und damit so stark wie seit September nicht mehr. Trotz der unwahrscheinlicher gewordenen Zinssenkung bereits im März sanken die Renditen der Staatsanleihen, was aber eher mit der bis zur Wochenmitte wieder wachsenden Risikoaversion an den Finanzmärkten zusammenhing. Auch der US-Dollar profitierte von seinem Ruf als vermeintlich „sicherer Währungshafen“.
Auch Gold wurde im Wochenverlauf als „sicherer Hafen“ nachgefragt und profitierte zudem von den niedrigeren Kapitalmarktzinsen. Am Freitag vergangener Woche notierte das edle Metall morgens noch bei 2.021 US$ pro Unze. Nachdem es gleichtägig am Nachmittag auf ein Wochentief bei 2.016 fiel, begann es ab Montag unter teils nicht unerheblichen Tagesschwankungen einen Aufwärtstrend, der es bis auf 2.065 gestern Nachmittag klettern ließ. Zum heutigen Handelsstart notiert Gold etwas tiefer, und zwar bei 2.056 US$ je Unze.
Xetra-Gold mit leichtem Wochengewinn
Ähnliches gilt für Xetra-Gold, dessen Preis von 60,10 € pro Gramm am Freitagmorgen vergangener Woche bzw. 59,65 am Freitagnachmittag kontinuierlich bis auf 61,05 gestern anstieg. Nach einer moderaten Erholung des Euros zum US-Dollar und aufgrund einer nach überzeugenden Quartalsdaten einiger großer US-Technologiefirmen wieder etwas risikofreudigeren Stimmung ging es dann erneut etwas südwärts, weshalb der Start in den Handel heute Morgen etwas tiefer bei etwa 60,75 € pro Gramm erfolgen dürfte.
Die kommende Woche hält mit Blick auf die zu veröffentlichenden Konjunkturdaten keine großen Highlights bereit. Die Erwartungen hinsichtlich der Geldpolitik besonders in den USA werden jedoch weiterhin im Fokus der Märkte stehen. In China beginnt am kommenden Wochenende dann das Jahr des Drachen – eigentlich meist ein gutes Jahr für die dortigen Finanzmärkte – wir werden sehen.
Terminbedingt lesen wir uns erst in der übernächsten Woche wieder. Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames, mit viel Spaß erfülltes Wochenende.