4.000, und kein bisschen müde
Marktkommentar Michael Blumenroth – 09.10.2025
Seit Beginn dieser Woche schien es nur noch eine Frage der Zeit, dass die Goldpreise erstmals in ihrer Geschichte über die Marke von 4.000 US-Dollar je Unze klettern würden. Am gestrigen Mittwoch war es dann im asiatischen Handel so weit. Und hatten viele Marktakteure darauf gesetzt, dass die Preise anschließend erst einmal den Rückwärtsgang einlegen würden, sobald sich die „4“ vorne gezeigt hätte, so wurden diese eines Besseren belehrt. Der Preis kletterte weiter bis auf rund 4.059 US-Dollar/Unze.
Verantwortlich für die Rallye sind aktuell primär die Käufer von Gold-ETCs und ETFs. Diese stockten zuletzt rund um den Globus ihre Bestände neun Tage hintereinander auf, beispielsweise am Mittwoch um rund 30.000 Unzen, seit Jahresbeginn netto um rund 14 Millionen Unzen.
Gerade in den vergangenen Wochen nahm die Nachfrage nach Gold-ETCs/ETFs stark zu: Im September wurden Rekordkäufe gemeldet, im dritten Quartal wurde mit einem Gegenwert von 26 Milliarden US-Dollar ein Rekordumsatz erzielt. Insbesondere die USA (16,1 Mrd. US-Dollar) und Europa (8,2 Mrd. US-Dollar) stachen auf der Käuferseite hervor. Mit 3.838 Tonnen Gold liegt der globale ETC-Gesamtbestand jedoch weiterhin unter dem Rekordniveau von November 2020, der Markt scheint also nicht überkauft.
Auch spekulativ orientierte Marktakteure waren im September an den US-Terminbörsen sehr aktiv, sie waren für Käufe von 33 Tonnen in Gegenwert von 9 Mrd. US-Dollar verantwortlich. Zudem weisen Daten für den August darauf hin, dass die Notenbanken weiterhin auf der Käuferseite zu finden sind, zuletzt primär Kasachstan, Bulgarien und El Salvador. China meldete bereits weitere Käufe der Notenbank für September.
Gold knackt 4.000-Dollar-Marke – Flucht in den sicheren Hafen geht weiter.
Notierten die Goldpreise am Donnerstagmorgen vergangener Woche noch bei 3.870 US-Dollar/Unze, scheiterten sie am gleichen Nachmittag um Haaresbreite an der Marke von 3.900 und rutschten zurück bis auf 3.820 US-Dollar/Unze. Montagnacht wurde dann die Marke von 3.900 US-Dollar/Unze im asiatischen Handel erstmals durchbrochen. Wie ein Messer durch weiche Butter stürmte der Goldpreis noch am gleich Tag vor bis auf 3.964 US-Dollar/Unze. Grund hierfür waren auch rekordhohe Renditen 30-jähriger japanischer Staatsanleihen aus Sorge um eine stark zunehmende Staatsverschuldung. Und dann gab es am Montag ja auch den erneuten Rücktritt einer französischen Regierung…Das Thema „sicherer Hafen“ spielt also weiter eine Rolle. Am Dienstag scheiterte Gold noch knapp an dem 4.000er-Berg, gestern Nacht in Asien war es dann so weit. Und die Goldpreise gönnten sich keine Verschnaufpause, am Abend ging es aufwärts bis auf 4.059 US-Dollar/Unze. In den heutigen europäischen Handelstag startet Gold bei rund 4.038 US-Dollar/Unze.
Xetra-Gold profitiert vom schwachen Euro und breiter Markterholung – Schuldenproblematik bleibt zentraler Preistreiber
Der Xetra-Gold-Preis entzog sich dem Aufwärtssog nicht, im Gegenteil, der etwas schwächere Kurs des Euros zum US-Dollar blies ihm zusätzlichen Rückenwind in die Segel. Während der üblichen Handelszeiten ging es von 106,00 €/Gramm am Donnerstagmorgen vergangener Woche seit Beginn dieser Woche kräftig aufwärts, und zwar bis auf 112,15 €/Gramm gestern Vormittag, der Handelstag wurde bei 112,00 €/Gramm nicht wesentlich tiefer beendet. Sollte der Preis von 8 Uhr auch zum Handelsstart noch gültig sein, dürfte Xetra-Gold auch heute Morgen bei etwa bzw. knapp unterhalb von 111,60 €/Gramm in den Handel starten – also nicht weit entfernt vom Rekordhoch.
Momentan bewegen sich viele Marktsegmente gen Norden, seien es Aktienindizes, gestern auch wieder Anleihekurse, Bitcoin, Gold und die übrigen Edelmetalle sowie Kupfer. Dies ist recht ungewöhnlich. Allgemein gilt aber auch, dass das Thema „Staatsverschuldung“ zuletzt rund um den Globus wieder stärker in den Fokus geriet, sei es hinsichtlich der Schulden der USA, Japans, Großbritanniens, Frankreichs oder sogar in milderem Ausmaß Deutschlands. Dies sollte die Nachfrage nach Gold als nicht beliebig vermehrbarem Anlagegegenstand hoch halten, wobei eine Aufwärtsbewegung wie in den vergangenen sieben Wochen, die nahezu komplett ohne zwischenzeitliche Rückschläge erfolgt, schon recht ungewöhnlich ist.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames und hoffentlich diesmal etwas sonnigeres Wochenende.