Aus Termingründen müssen diese Zeilen ausnahmsweise mal bereits am Donnerstag geschrieben werden. Das Highlight dieser Woche dürfte aber schon hinter uns liegen, nämlich die Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend.
Diese beließ gestern zwar erwartungsgemäß und mittels eines einstimmigen Beschlusses die Leitzinsen bei 5,00 bis 5,25 Prozent. Allerdings signalisierten die Währungshüter mögliche weitere Zinsanhebungen: Die Projektion für den Leitzins am Ende dieses Jahres wurde von 5,1 auf 5,6 Prozent angehoben. Das bedeutet, dass die Fed-Mitglieder im Mittel zwei weitere Zinsanhebungen von je 0,25 Prozentpunkten erwarten. Nur zwei von 18 Entscheidern sind der Meinung, dass es keine weitere Zinserhöhung geben wird, wohingegen drei Vertreter gar drei oder vier Erhöhungen präferieren würden. Aufgrund erhöhter Wachstums- und Inflationsprognosen wurden auch die Zinsprojektionen für 2024 und 2025 auf 4,6 bzw. 3,4 Prozent angehoben.
Starker US-Dollar und US-Anleihen belasten Goldpreis
Während der auf den Zinsentscheid folgenden Pressekonferenz bestätigte Fed-Gouverneur Jerome Powell, dass die Fed zu einer Zinserhöhung im nächsten Monat neigen dürfte, falls sich die Wirtschaft und die Inflation nicht stärker abkühlen. Er betonte erneut die Datenabhängigkeit zukünftiger Zinsbeschlüsse. An den Zinsterminmärkten wird trotz der angehobenen Fed-Projektionen weiterhin maximal eine weitere Zinserhöhung eingepreist – im Vergleich zum Stand vor der Fed-Sitzung hat sich somit nichts geändert. Die Renditen der US-Staatsanleihen (höchster Stand seit Anfang März bzw. vor den Schwierigkeiten einiger US-Regionalbanken) und der US-Dollar legten nach der Sitzung jedoch zu, was die Goldpreise in ihrem Vorwärtsdrang ausbremste, bzw. gar auf Talfahrt schickte.
Mittelfristig Aufwärtspotential für Gold
Dass die US-Verbraucherpreis-Inflation im Mai von 4,9 auf 4,0 Prozent gesunken ist, stützte die Goldpreise nur kurzfristig, da ein starker Rückgang bereits im Vorfeld erwartet worden war. Festzuhalten bleibt jedoch, dass die Projektionen der Fed-Mitglieder wirklich nur Erwartungen Stand jetzt sind. Sinken die Inflationsraten weiter oder schwächelt die US-Wirtschaft, dann könnten Zinserhöhungen auch ausbleiben, was dann wiederum Rückenwind für die Goldpreise bedeuten würde. Da die Deutsche Bank Zinssenkungen der Fed ab dem zweiten Quartal 2024 für wahrscheinlich hält, gehen wir von mittelfristigem Aufwärtspotential für die Goldpreise aus. Mit heutigem Kenntnisstand könnten sich die Türen für Preiszuwächse von mehr als 10 Prozent dann öffnen.
Notierte Gold am Freitag vergangener Woche morgens noch bei 1.964 US$ pro Unze und am Nachmittag sogar bei 1.973, sank der Preis spiegelbildlich zum Renditeanstieg in den USA bis zur Wochenmitte auf 1.940 und nach der Fed-Sitzung von Mittwoch am Donnerstagmorgen sogar bis auf 1.929. Um 12 Uhr mittags am Donnerstag handelt es nur leicht erholt bei 1.933.
Der Xetra-Gold-Preis notiert ebenfalls niedriger. Während der üblichen Handelszeiten handelte Xetra-Gold vergangene Woche am Freitagmorgen noch bei 58,65 € pro Gramm und im Wochenhoch bei 58,80. Primär die Fed-Sitzung am Mittwochabend schickte die Notierungen dann aber auf Talfahrt, die bis auf 57,30 nachgaben. Eine schnelle Erholung blieb aus, am Donnerstagmittag notiert es bei 57,35.
Nach einem US-Feiertag am Montag dürften weiterhin die Bewegungen an den Anleihe- und Währungsmärkten dem Gold die Richtung vorgeben. Neben der Bank of England stehen in der kommenden Woche zudem einige weitere spannende Notenbankentscheidungen im Datenkalender.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes, sommerliches Wochenende.