Sintra mutiert zum Falkenhorst…

Marktkommentar

Touristen, die schon einmal in Südafrikas Nationalparks unterwegs waren, kennen die sogenannten Big Five. Die „Großen Fünf“ sind nämlich Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Für fünf Diskussionsteilnehmer hatte es zwar nicht ganz gereicht. Aber im Rahmen des EZB-Symposiums in Sintra im schönen Portugal trafen am Mittwoch dieser Woche die Big Four der Notenbank-Gouverneure zu einer Podiumsdiskussion zusammen. Nämlich die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, der Notenbankgouverneur der USA, Jerome Powell, und deren Kollegen der Bank of England und Bank of Japan.

Kein Ende der Leitzinserhöhungen

Bis auf Herrn Udea, Gouverneur der Bank of Japan, erklärten alle Währungshüter, dass sie den Kampf gegen die hohen Inflationsraten noch lange nicht als beendet ansehen. Frau Lagarde legte sich nahezu unumstößlich auf eine weitere Leitzinserhöhung Ende Juli fest. Jerome Powell betonte mehrfach, dass die Mehrheit der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank Fed zwei weitere Leitzinserhöhungen a 0,25 Prozentpunkte für den Rest dieses Jahres erwarten – und nicht nur eine wie an den Märkten eingepreist.

Rückenwind für den US-Dollar

Da ihm die Märkte das nun mehr oder weniger abzunehmen scheinen und zudem über die gesamte Woche hinweg US-Konjunkturdaten veröffentlicht wurden, die unisono und teils deutlich über den Erwartungen lagen, bepreisten die Märkte die Geldpolitik der Fed neu: Seit gestern Nachmittag werden nun 1 ½ weitere Leitzinserhöhungen der Fed von je 0,25 Prozentpunkten eingepreist. Gleichzeitig wurden alle zuvor an den Zinsterminmärkten erwarteten Zinssenkungen für 2023 nun vollständig ausgepreist, was Stand heute auch sehr vernünftig zu sein scheint. Infolgedessen steigen die Renditen der US-Staatsanleihen deutlich an: Diejenigen zweijähriger Staatsanleihen allein gestern um 0,15 Prozentpunkte. Dies lieferte wiederum dem US-Dollar Rückenwind – eine für die Goldpreise äußerst unangenehme Gemengelage.

Das zeigte sich auch in den Preisen: Notierte Gold am Freitag vergangener Woche morgens noch bei 1.915 US$ pro Unze, kletterte es noch am Freitagnachmittag nach schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA auf ein Wochenhoch bei 1.936. Montag und Dienstag hielt es sich noch gut, bevor am Dienstagnachmittag sehr starke Konjunkturdaten aus den USA veröffentlicht wurden, welche die Preise ebenso wie Jerome Powells Äußerungen in Sintra auf Talfahrt schickten. Gestern Nachmittag fiel Gold ganz kurz auf 1.893 US$ je Unze, erholte sich aber genauso schnell wieder zurück auf 1.910 als offensichtlich robuste Nachfrage die Preise stützte. Aktuell notiert es bei 1.906.

Xetra-Gold im Wochenvergleich stabil

Der Xetra-Gold-Preis hielt sich etwas besser, da der Euro zum US-Dollar leicht nachgab. Während der üblichen Handelszeiten handelte Xetra-Gold vergangene Woche am Freitagmorgen noch bei 56,35 € pro Gramm und nachmittags im Hoch bei 57,15. Auch hier gingen die Notierungen dann aber insbesondere ab Dienstag auf Talfahrt, und zwar bis auf 55,90 am Mittwoch. Heute Morgen dürfte es nahe dem Niveau des vergangenen Freitags, nämlich bei 56,40 in den Tag starten.

Heute stehen nicht nur wichtige Daten zur US-Inflation auf der Agenda, auch das Halbjahresende könnte für Marktbewegungen sorgen. Die kommende Woche beginnt mit einem verkürzten Handelstag (Montag) und einem Feiertag (Dienstag) in den USA. Der Datenhöhepunkt dürfte der US-Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag sein.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein entspanntes Wochenende.