Notenbanken lassen nicht locker…

Marktkommentar

Wie so oft in den vergangenen Monaten stand auch in dieser Woche das Thema „Geldpolitik der Notenbanken“ im Scheinwerferlicht der Märkte. Insgesamt zehn Notenbanken tagten in dieser Woche und fassten Zinsbeschlüsse. Zudem durfte (bzw. musste) der Gouverneur der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, Rede und Antwort im US-Kongress stehen.

Bank of England macht großen Leitzinsschritt

Kurz gefasst zeigten sich sowohl Jerome Powell als auch die meisten anderen Währungshüter, die diese Woche tagten, äußerst besorgt über die anhaltend hohen Inflationsraten. Im Mittelpunkt des Interesses standen diese Woche die unerwartet hohen Zahlen aus Großbritannien, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Dies veranlasste die Bank of England gestern dazu, die Leitzinsen deutlich um weitere 0,50 Prozentpunkte anzuheben, wohingegen Analysten nahezu unisono eine geringere Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte prognostiziert hatten.

Auch Fed-Chef sagt Inflation den Kampf an

Dies war ein kleines Deja Vu, denn drei Stunden zuvor hatte die Norwegische Notenbank genauso agiert und ebenfalls die Analystenprognosen Lügen gestraft. Als dann Jerome Powell noch einmal darauf hinwies, dass die allermeisten Mitglieder des geldpolitischen Rates der Fed von zwei weiteren Leitzinserhöhungen in diesem Jahr ausgehen – die Märkte preisen jedoch nur eine ein – verfestigte sich das Bild: Die Inflation ist zunächst erst einmal gekommen, um zu bleiben, und die Notenbanken gehen robust dagegen vor.

Dies reflektiert sich primär in einem weiteren Renditeanstieg der Staatsanleihen nahezu rund um den Globus. Je höher die Renditen, desto mehr Gegenwind bekommen die Goldpreise ins Gesicht geblasen – schließlich zahlt Gold ja keine Zinsen. Kein Wunder also, dass sich das gelbe Metall in dieser Woche schwertat.

Deutliche Verluste für Gold in US-Dollar und Euro

Notierte Gold am Donnerstag vergangener Woche morgens noch bei 1.933 US$ pro Unze, kletterte es am Freitag auf ein Wochenhoch bei 1.968. Bis Dienstagmittag hielt sich Gold mehr oder weniger über der Marke von 1.950. Nachdem Jerome Powell weitere Zinserhöhungen der Fed für sehr wahrscheinlich hielt und schließlich einige Notenbanken deutlicher als erwartet die Leitzinsen anhoben, rutschte das edle Metall bis auf rund 1.910 US$ pro Unze heute Morgen ab. Aktuell notiert es nur etwas fester bei 1.915.

Der Xetra-Gold-Preis notiert ebenfalls niedriger, zumal auch noch der Euro moderat zum US-Dollar zulegte. Während der üblichen Handelszeiten handelte Xetra-Gold vergangene Woche am Donnerstagmorgen noch bei 57,35 € pro Gramm und zum Wochenschluss bei 57,70. Auch hier gingen die Notierungen dann aber ab Dienstag auf Talfahrt, und zwar bis auf 56,10 gestern. Heute Morgen dürfte es etwas fester bei 56,35 in den Tag starten.

In der kommenden Woche könnten Halbjahresend-Dispositionen für Marktbewegungen in einer ansonsten recht datenarmen Woche sorgen. An den Anleihemärkten sind nun weitere robuste Zinsschritte der Notenbanken weitgehende eingepreist, so dass die Talfahrt der Goldpreise vielleicht nun gebremst werden könnte. 

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes, gewitterfreies Wochenende.