Freud und Leid lagen für die Freunde des edlen Metalls diese Woche eng beieinander. Zunächst kletterten die Goldpreise auf das höchste Niveau seit Mitte November. Auslöser waren hier die Turbulenzen an den Aktienmärkten zu Wochenbeginn. Ungewohnt starke Kursschwankungen innerhalb eines Handelstages gab es insbesondere bei den US-Aktien-Leitindizes zu vermelden. Kein Wunder, dass Gold als „sicherer Hafen“ besonders von Großinvestoren stark nachgefragt wurde.
Die Partystimmung der Anhänger des güldenen Metalls fand jedoch am Mittwochabend ein jähes Ende. Grund hierfür war die Pressekonferenz mit dem Gouverneur der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, im Anschluss an die Sitzung der Währungshüter.
Fed: Erster Zinsschritt im März?
Der Fed-Gouverneur wies darauf hin, dass die US-Wirtschaft und insbesondere der Arbeitsmarkt in einer wesentlich stärkeren Verfassung seien als zu Beginn des letzten Zinserhöhungszyklus 2015. Zugleich erwarte er nun längerfristiger auf hohem Niveau verharrende Inflationsraten als er sich noch vor kurzem hätte vorstellen können. Er deutete an, dass die Währungshüter deshalb möglicherweise 2022 auch stärker und/oder öfter an der Zinsschraube drehen könnten, als die Märkte mit vier Zinsstraffungen zu je 0,25 Prozentpunkten vor der Sitzung eingepreist hatten. Auf Rückfrage schloss Powell nicht aus, auf jeder der kommenden Sitzungen Zinsschritte zu beschließen. Inklusive März tagt die Fed in diesem Jahr noch sieben Mal.
Geldpolitik wird restriktiver als erwartet
Zudem signalisierte er eine Verringerung der Bilanz bald nach der ersten Zinsanhebung; ein Beschluss könne eventuell noch im zweiten Quartal erfolgen. Die Botschaft, welche die Märkte verstanden, war, dass die Geldpolitik restriktiver werden dürfte als momentan eingepreist. Die Renditen zwei- und fünfjähriger US-Staatsanleihen legten noch während der Pressekonferenz rund 0,12 Prozentpunkte auf das höchste Niveau seit Januar 2020 zu, der US-Dollar wertete aufgrund der weiter ansteigenden Zinserwartungen recht deutlich auf. Beides war nicht sehr hilfreich für die Goldpreise.
Gold fällt unter die Marke von 1.800 US$ pro Unze
Die Goldpreise kletterten zunächst aufgrund der Kursschwankungen an den Märkten von 1.838 US$ pro Unze am vergangenen Freitagmorgen bis auf 1.854 am Dienstag, setzten dann aber im Nachgang zu Jerome Powells Pressekonferenz bis auf 1.792 gestern Nachmittag zurück. Heute Morgen notiert das edle Metall geringfügig höher bei 1.798.
Xetra-Gold: schwacher Euro dämpft Kursverluste
Auch in Euro betrachtet gaben die Goldpreise während der üblichen Handelszeiten nach, wobei hier der schwache Kurs des Euro zum US-Dollar (tiefstes Niveau seit Juni 2020) die Kursverluste etwas dämpfte. Handelte Xetra-Gold Ende vergangener Woche noch bei 52,15 € pro Gramm am Freitagnachmittag und im Wochenhoch bei 52,80 am Dienstag, grätschte auch hier Jerome Powells Pressekonferenz dazwischen. Es rutschte gestern bis auf 51,65 ab. Zum Handelsstart heute dürfte Xetra-Gold bei 51,90 € pro Gramm handeln.
Ausblick: Inflation weiter im Fokus
Nach der Fed ist vor der EZB. Am kommenden Donnerstag tagen sowohl die Europäische Zentralbank als auch die Bank of England. Auch dann wird das Thema Inflation und die Reaktion der Notenbanken darauf erneut im Fokus stehen. Gespannt erwarten Marktteilnehmer insbesondere die Reaktion der europäischen Währungshüter auf die am Mittwoch kommender Woche anstehenden Inflationsdaten aus der Eurozone.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes Wochenende.