Auch nach Halloween spukt das Inflationsgespenst weiter durch die Märkte. Nachdem rund um den Globus in den vergangenen Wochen der Anstieg der Verbraucherpreise oft drastischer ausfiel als von Analysten zuvor prognostiziert, warteten die Investoren gespannt darauf, wie einige Notenbanken im Laufe dieser Woche reagieren würden.
Fast scheint es, als gäbe es zwei verschiedene Welten: Auf der einen Seite stehen Notenbanken besonders in Schwellenländern, die beherzt gegen steigende Inflationsraten und -erwartungen vorgehen. Im Laufe dieser Woche holten zum Beispiel Polen und Tschechien die Zinskeule aus der Kiste und überraschten die Marktteilnehmer mit Zinsschritten, die in dem Ausmaß völlig unerwartet waren. Auf der anderen Seite wehrte sich EZB-Chefin Lagarde verbal gegen die Markterwartung, dass die Europäische Zentralbank bereits 2022 die Leitzinsen erhöhen könnte. Und auch Fed-Gouverneur Jerome Powell gab Hinweise, dass die nun erfolgende Reduzierung der Anleihekäufe der US-Notenbank nicht unbedingt zwangsläufig auch erste Zinsschritte zur Folge haben wird. Und gestern schreckte die Bank of England vor einer von vielen Analysten erwarteten Leitzinserhöhung (vorerst) zurück.
Kapitalmarktzinsen und Anleiherenditen unter Druck
Das zögerliche Zurückfahren der expansiven Geldpolitik seitens der „großen“ Zentralbanken hatte für die Goldpreise den angenehmen Nebeneffekt, dass die Kapitalmarktzinsen bzw. Renditen der Staatsanleihen seit Mittwochabend unter Druck gerieten – wovon die Goldpreise ja oft profitieren. Stürzte Gold am Mittwoch vor der Fed-Sitzung noch ab, konnte es sich gestern wieder recht deutlich erholen.
Aufgrund dieser Erholung handeln die Goldpreise im direkten Vergleich zum letzten Freitag nahezu unverändert. Sie sanken zwar von 1.795 US$ pro Unze bis auf 1.759 am Mittwochnachmittag vor der Fed-Sitzung. Mit den sinkenden Kapitalmarktzinsen sprangen die Preise zurück auf 1.799 gestern Nachmittag. Heute Morgen handelt Gold nur geringfügig leichter bei rund 1.798.
Xetra-Gold wieder über 50€ pro Unze
Der Xetra-Gold-Preis handelt aufgrund des schwächeren Kurses des Euro zum US-Dollar hingegen etwas fester. Während der üblichen Handelszeiten fiel er von 49,50 € pro Gramm am vergangenen Freitag bis auf 48,90 am Mittwochnachmittag. Das Wochenhoch wurde dann bei 50,10 gestern Nachmittag markiert. Heute Morgen dürften zum Handelsstart ungefähr 50,00 € aufgerufen werden.
In der kommenden Woche stehen wenige spannende Daten und Notenbanksitzungen auf der Agenda, aber heute Nachmittag haben die US-Arbeitsmarktdaten noch einmal marktbewegendes Potential.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames Wochenende.