Zentralbanken setzen verstärkt auf Gold
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 06.06.2023
2022 erreichten die Goldkäufe der Notenbanken weltweit mit einem Zuwachs von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr den höchsten Stand seit elf Jahren. Diese deutlich erhöhte Goldnachfrage seitens der Zentralbanken hat auch dieses Jahr nicht nachgelassen: Laut aktuellen Angaben des World Gold Council erhöhten sich die Goldkäufe im ersten Quartal 2023 um 161 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gehen diese Käufe zu Lasten anderer Komponenten der Fremdwährungsreserven?
Mehrzahl der Zentralbanken erwartet einen höheren Anteil von Gold an Gesamtreserven
Laut den jüngst veröffentlichten Ergebnissen der „2023 Central Bank Gold Reserves Survey“ des World Gold Council prognostizieren tatsächlich 62 Prozent der befragten Notenbanken eine Verschiebung der Gewichtung ihrer Fremdwährungsreserven zugunsten des Edelmetalls in den nächsten fünf Jahren. Dies entspricht einem signifikanten Anstieg im Vergleich zur Erhebung im letzten Jahr, als mit 46 Prozent deutlich weniger Befragte eine stärkere Betonung von Gold im Fremdwährungsreserve-Mix erwarteten. 71 Prozent der befragten Notenbanken erwarten 2023 deshalb auch einen weiteren globalen Anstieg der Goldreserven. Das sind 10 Prozent mehr als im letzten Jahr.
Verliert der US-Dollar als Fremdwährungsreserve an Bedeutung?
Die US-Währung ist als weltweite Leitwährung traditionell ein wichtiger und in vielen Fällen dominanter Bestandteil der Fremdwährungsreserven der Notenbanken. In den letzten Jahren sind allerdings zwei Entwicklungen zu beobachten, die tatsächlich eine Schwächung des US-Dollars zugunsten des Edelmetalls bewirken könnten: Zum einen setzen zahlreiche Zentralbanken angesichts der massiven internationalen Krisen wie der Corona-Pandemie, dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der hohen Inflationsrate in vielen Ländern verstärkt auf die harte Krisenwährung Gold, zum anderen versuchen zahlreiche Schwellenländer ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren. Geopolitische Krisen, wie z.B. aktuell zwischen China und den USA wegen Taiwan, befeuern diese beide Entwicklungen weiter.