Wie lange könnte die Gold-Rallye weitergehen?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 26.06.2020
Laut der Ende Mai veröffentlichten Studie „In Gold we trust“ der Liechtensteiner Vermögensverwaltung Incrementum wirken Krisensituationen wie die Corona-Pandemie lediglich als Verstärker der nun schon über eineinhalb Jahre andauernden Gold-Rallye. Den Hauptmotor der anhaltenden Goldpreissteigerungen sieht die Studie in dem immer weiter auseinanderklaffenden Bestand von Gold und Fiatwährungen weltweit. Der Grund hierfür liegt der Studie zufolge in der anhaltenden Politik des lockeren Geldes der meisten Notenbanken, die auf absehbare Zeit keinen Strategiewechsel durchführen könnten, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Deshalb haben die Experten der Studie die durch Niedrigzinsen und wachsende Staatenverschuldung inflationäre Entwicklung der Geldmenge M2 in US-Dollar dem nur minimal wachsenden globalen Goldbestand gegenübergestellt.
Jährlicher Goldpreis-Anstieg von durchschnittlich 6,3 Prozent?
Nach den Berechnungen von Incrementum könnte der Goldpreis in US-Dollar bis 2030 jährlich um durchschnittlich 6,3 Prozent steigen, und dies mit einer 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit bei einem durchschnittlich verlaufenden Wirtschaftswachstum. Bei überdurchschnittlichem Konjunkturverlauf (Wahrscheinlichkeit: 15 Prozent) in der nächsten Dekade wäre sogar eine jährliche Preissteigerung von 9,7 Prozent möglich, bei einem schwachen Jahrzehnt (Wahrscheinlichkeit: 5 Prozent) nur ein Plus von 3,9 Prozent.
Anstieg des US-Goldpreises in den letzten 20 Jahren: durchschnittlich 10,7 Prozent
Um diese recht optimistische Prognose zu untermauern, hat Incrementum im Rahmen der Studie auch die Wachstumsraten der Goldpreise in allen wichtigen Währungen seit 2001 analysiert. Demnach entwickelte sich der Goldpreis sehr volatil, erreichte nichtsdestotrotz eine durchschnittliche Wachstumsrate von 10,7 Prozent in US-Dollar und 9,7 Prozent in Euro. Allein im Verlauf des Jahres 2019 hatte sich US-Gold um fast 19 Prozent verteuert, in der Eurozone sogar um über 22 Prozent.