Taugt Gold als reines Spekulationsobjekt?
Aktuelles Arnulf Hinkel – 18.08.2016
Angesichts des Goldpreis-Anstiegs um 27 Prozent seit Jahresbeginn könnte man durchaus auf die Idee kommen, Gold nicht nur als sicheren Hafen und wichtiges stabilisierendes Element im Wertpapierportfolio zu sehen, sondern ebenso als echten Renditefaktor. Die aktuelle Lage auf den globalen Kapitalmärkten und die zahlreichen politischen Fragezeichen – wie geht es nach dem Brexit weiter mit der EU? Was geschieht nach den Präsidentschaftswahlen in den USA? – treiben die Erwartungen an den Goldpreis weiter in die Höhe: Analysten der Bank of America halten einen Anstieg von US-Gold von zurzeit knapp 1.350 auf 1.500 US$ pro Unze für möglich, vorausgesetzt, dass die US-Notenbank Fed bis dahin nicht die Zinsen erhöht. Wie der World Gold Council unlängst bekanntgab, haben in diesem Jahr die Verwalter von Exchange Traded Commodities bislang 540 Tonnen Gold mit einem Wert von derzeit rund 20 Milliarden Euro gekauft – die größte Menge seit der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008.
Gleichzeitig gibt es aber auch deutliche Anzeichen, dass viele Anleger auf fallende Goldpreise hoffen und daher mit dem Kauf warten. Das bestätigt z. B. auch Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Geschäftsführer der Degussa Goldhandel GmbH: Das Verhältnis von Goldkäufen zu -verkäufen habe sich jüngst halbiert; üblicherweise werde sechsmal so viel Gold gekauft als verkauft. Momentan stehe die Relation jedoch eher bei 3 zu 1. Dahinter steht das Wissen der Anleger, dass jegliche Rendite, die Gold erwirtschaften kann, einzig und allein über Preisanstiege realisiert werden muss, da sie bei Gold weder mit Zinsen wie bei Geldmarktprodukten bzw. Anleihen oder Dividendenausschüttungen wie bei Aktien rechnen dürfen. Wer Gold als reines Spekulationsobjekt erwirbt, muss sich darüber im Klaren sein – und ebenso darüber, dass das Edelmetall starken Preisschwankungen ausgesetzt sein kann, wie es in Vergangenheit immer wieder geschehen ist.