Immer mehr Zentralbanken kaufen ESG-konformes Gold
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 14.06.2022
Wie jedes Jahr hat der World Gold Council eine umfangreiche Erhebung unter Zentralbanken durchgeführt, um deren Einstellungen und Einschätzungen zu Gold als wichtigen Bestandteil der Fremdwährungsreserven zu erfahren und zu analysieren. 2022 nahmen 56 Zentralbanken an der Studie teil und beantworteten zahlreiche Fragen zu ihrer jeweiligen Goldreservepolitik.
Zentralbanken kaufen zu 85 Prozent Good-Delivery-Barren
Zwar umfasst der „Good Delivery“-Standard der London Bullion Market Association LBMA in erster Linie Qualitätsmerkmale, die derart zertifizierte Goldbarren aufweisen müssen; unabdingbare Voraussetzung für jedes Unternehmen, dass diese Barren herstellen will, ist jedoch die Teilnahme an dem LBMA Responsible Sourcing Programme. Dieses verpflichtet die Good-Delivery-Barren-Hersteller zur Einhaltung exakter ESG-Vorgaben, also zur Berücksichtigung bestimmter Umwelt-, Klima-, arbeits- und menschenrechtsrelevanter Kriterien sowie zur verantwortungsvollen Unternehmensführung. Mit 85 Prozent aller Barrenkäufe ist heute der Anteil von ESG-konformem Gold bei Zentralbanken so hoch wie noch nie – 2021 waren es nur 70 Prozent.
Mehr Goldzukäufe als in den letzten Jahren geplant
Die diesjährigen geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen führen bei vielen Zentralbanken zu einem verstärkten Fokus auf Gold als Fremdwährungsreserve. Besonders die hohe Inflation in den Heimatländern der größten Reservewährungen – USA und Eurozone – motiviert Zentralbanken zu Goldkäufen. 70 Prozent der an der Studie beteiligten Notenbanken wollen ihre Goldreserven halten, 25 Prozent sogar weiter ausbauen. Zum Vergleich: In den Pandemiejahren fielen die Erhöhungen der Goldreserven geringer aus: 2020 waren es 20 Prozent, 2021 bauten 21 Prozent ihre Goldreserven aus. Im Jahr 2019 – also vor der Ausbreitung des Coronavirus – waren es jedoch lediglich 8 Prozent.