Durch Gold werden Hightech-Tattoos Realität
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 08.12.2021
Schon seit Jahrtausenden verzieren Menschen ihre Körper mit Tätowierungen. Zumindest lassen dies die rund 40.000 Jahre alten, in Südchina gefundenen Statuen vermuten, die mit zahlreichen ornamentalen Einritzungen bedeckt sind, welche als Tätowierungen interpretiert werden. Eine davon ist im Provinzmuseum Zheijang in der chinesischen Provinzhauptstadt Hangzhou ausgestellt. Bedeutung und Beliebtheit von Tattoos waren und sind regional extrem unterschiedlich und haben sich im Laufe der Jahrtausende immer wieder geändert: als Kennzeichnung von Kriminellen, als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe oder Glaubensrichtung, als Auszeichnung oder auch einfach nur als „gezeichneter“ Körperschmuck.
Medizinischer Einsatz von Tattoos bereits seit über 5000 Jahren
Der erste Mensch, der nachweislich tätowiert war, lebte ca. 3300 v.Chr. und hat als Gletschermumie Ötzi weit über wissenschaftliche Kreise hinaus allgemeine Bekanntheit erlangt. Forscher am EURAC-Institut für Mumien in Bozen, Südtirol, halten es für möglich, dass die 61 Tätowierungen auf Ötzis Körper eine medizinische Funktion hatten: Sie könnten als eine frühe Form der Akupunktur zur Linderung von Rücken- und Gelenkschmerzen gedient haben. Heute, 5300 Jahre später, arbeiten Wissenschaftler an einer Nutzbarmachung von Tattoos zur Analyse und Kontrolle von Vitalfunktionen, z.B. als Gesundheitsmarker.
Hightech-Tattoos können Menschen mit elektronischen Applikationen verbinden
Smart Wearables werden immer beliebter. Die meisten davon enthalten Gold wegen der hervorragenden elektrischen Leitfähigkeit, Dehnbarkeit und Beständigkeit des Edelmetalls, das keinerlei Korrosion ausgesetzt ist. Hightech-Tattoos sind Smart Wearables im engsten Sinne: Sie werden direkt auf der Haut „installiert“, wobei eine hauchdünne Blattgoldschicht den Menschen mit Micro-Controllern und drahtlosen Übertragungseinheiten verbindet. Diese auch E-Tattoos bzw. Smart Tattoos genannten Hautapplikationen können im Gegensatz zu normalen Tätowierungen wieder rückstandlos entfernt werden, wie Wissenschaftler des MIT Media Lab in Cambridge, USA, versichern. Sie arbeiten in Kooperation mit Microsoft Research an Smart Tattoos, die ihren Trägern perspektivisch die Steuerung von elektronischen Geräten wie Computern oder Smartphones erlauben sollen.