2022: Goldnachfrage auf 11-Jahres-Hoch
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 07.02.2023

Im kürzlich abgelaufenen Jahr 2022 war die Gold-Nachfrage laut aktuellen Daten des World Gold Council weltweit so hoch wie seit 2011 nicht mehr: Insgesamt 4.741 Tonnen des Edelmetalls wurden vor allem von privaten und institutionellen Anlegern sowie von Notenbanken erworben – ein Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Nachfrage nach Gold für Investitionszwecke (außerbörslicher Handel nichtberücksichtigt) legte um insgesamt 10 Prozent zu, ein großer Teil davon Goldbarren und -münzen, deren Ansatz sich 2022 um 2 Prozent erhöhte. Die Abflüsse aus ETFs, die vor allem in den USA stattfanden, gingen im Laufe des Jahres stark zurück und fielen mit 110 Tonnen deutlich niedriger als 2021 (189 Tonnen) aus.
Zentralbanken erhöhten ihre Goldreserven so stark wie seit 1967 nicht mehr
Das deutlichste Nachfrageplus erfolgte seitens der Zentralbanken, die so umfangreiche Goldreserven zukauften wie seit 55 Jahren nicht mehr. Weltweit trugen Notenbanken mit 1.136 Tonnen zum Nachfragehoch 2022 bei – 2021 waren es gerade mal 450 Tonnen gewesen. Die stärksten Zukäufe erfolgten durch die türkische Notenbank mit 147,6 Tonnen, gefolgt von der chinesischen Notenbank mit 62,21 Tonnen. Die Türkei hat damit ihre Goldreserven binnen nur eines Jahres um 27 Prozent erhöht. Auch die Zentralbanken von Ägypten und Katar bauten ihre Goldreserven mit 44,64 respektive 35,02 Tonnen deutlich aus. Seit 2010 sind Notenbanken wieder Nettokäufer von Gold, nachdem sie zuvor zwei Jahrzehnte lang Verkäufe getätigt hatten.
Nachfrageschwäche bei Goldschmuck und im Technologiesektor
Nicht alle Bereiche der Goldnachfrage legten 2022 zu. So ließ die Nachfrage nach Goldschmuck um 3 Prozent nach, was an den vor allem im letzten Quartal 2022 sehr hohen Goldpreisen in den traditionellen Hauptnachfrageländern wie China oder Indien lag. Auch die industrielle Goldnachfrage, primär im Consumer-Electronics-Bereich, entwickelte sich mit einem Minus von 7 Prozent negativ, was an der hohen Inflation in wichtigen Absatzmärkten wie Europa und Nordamerika lag.
Die Nachfrageentwicklung lässt darauf schließen, dass die Bedeutung von Gold als sicherer Hafen in Krisenzeiten und Inflationsschutz bei Anlegern und Staaten keineswegs nachgelassen hat.